ein Besuch in Pompeii – Kritikpunkte und Tipps gegen Frustration vor Ort

Anfang September 2019 verbrachte ich meinen Sommerurlaub in Neapel. Mit dem Vesuv direkt neben an und der antiken Stadt gab es gleich zwei Dinge, die auf meiner Bucket Liste standen.

Pompeii – die antike Stadt am Vesuv, deren Bewohner bei einem Vulkanausbruch 79 n. Chr. ihr Leben verloren. Perfekt konserviert unter der Vulkanasche ist diese Stadt ein Touristenmagnet in der Region Kampanien. Ich als Lateinschüler in der Schule hatte ein Leuchten in den Augen als die Urlaubsentscheidung für den Sommer 2019 auf Neapel fiel. Egal was meine Begleitung dazu sagen würde, ich wollte dorthin. Koste es was es wolle. Notfalls würde ich mich auch allein dort hin kämpfen.

In meinen Gedanken malte ich mir die Stadt und die Landschaft drum herum in den tollsten Version ihrer selbst aus. Ich wünschte mir ein ähnliches Erlebnis wie in Rom, als die verfallenen Gebäude in meiner Fantasie zu neuem Leben erweckten. Leider kam die Ernüchterung bei unserem Besuch direkt an den ersten Gebäuden am Eingang Porta Marina. Aus der Vorfreude wurde schnell Frustration. Zu meinen Kritikpunkten und denen meiner Begleitung kommen wir gleich. Tipps wie du ein ähnliches Erlebnis vermeiden kannst, findest du am Ende des Berichts.

Städtereisen in Europa

Pompeii

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Warum wurde ich enttäuscht?

Eins vorweg – es waren nicht die Menschenmassen, die meine Erwartungen an diese antike Stadt in Luft auflösten. Denn wie man schnell durch Suchmaschinen herausfinden kann ist Pompeii mit etwa 10.000 Besuchern pro Tag (!) eines der touristischen Highlights in der Region Kampanien. Wenn man sich diese Stadt ansehen möchte, muss man damit rechnen, dass man die Ruinen mit vielen anderen Menschen zur gleichen Zeit besucht. Die Vielzahl an Menschen zieht sich in den einzelnen Stadtteilen zum Glück auseinander, so dass man einige Abschnitte hat, wo man ganz alleine ist (z. B. Quadriportico dei teatri). Andere wie der Marktplatz quellen dagegen über vor Menschen.

Pompeii


Städtereisen in Europa

Kritikpunkt Nr. 1: Audioguide

Wir hatten uns einen Übersichtplan über die Stadt (liegt kostenlos aus) und einen Audioguide besorgt.  Ein einzelner kostet 8€. Ab zwei bekommt man Rabatt und bezahlt aktuell 6,50€. Man muss ein Ausweis mit Lichtbild als Pfand abgeben, den man bei der Rückgabe natürlich wieder bekommt.

Unsere Audioguides waren ältere Huawei-Smartphones, die umfunktioniert wurde. Die Sprache war gut verständlich. Man konnte sich entscheiden ob man das Gerät ans Ohr halten oder die Lautstärke aufdrehen wollte, damit man den Guide um den Hals hängen lassen konnte.

Für die Frustration bei unserem Besuch in Pompeii sorgten die Aufnahmen der Guides.

Seit kurzem gibt es neue Audioguide-Nummern an den verschiedenen Gebäuden. Bei der deutschsprachigen Version stimmten die neuen Nummern zu 80% nicht mit den Aufnahmen überein oder waren nicht vorhanden. Die alten Markierungen an den Häusern und in der Karte passten zu 40%. Die Geschichten, die man sich anhören konnte, erzählten selten etwas zur Historie des Hauses und der Bewohner. Vielmehr wurde einem erzählt, was man jetzt sehen konnte, wenn man den Raum a) betreten und b) in voller Pracht sehen konnte. Für die Besichtigung einer antiken Ruinenstadt, von der nur noch die Grundrisse stehen und einige Wandmalereien vorhanden sind, ist das kontraproduktiv und frustriert den Besucher, weil er das Gefühl hat seine Zeit zu verschwenden. Das war zumindest bei uns der Fall.

Aber wir waren nicht die einzigen deutschen Besucher, die die Sache mit den Audioguides gestört hat, einige an denen wir vorbei gegangen sind, haben geflucht und das Gerät in Beuteln verstaut, weil es nicht zu gebrauchen war.

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Kritikpunkt Nr. 2 inkl. Tipp: Oritierung in der antiken Stadt

Die Stadt ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Diese grenzen aneinander, sind aber von dem Amphitheater, in der südöstlichen Ecke beginnend, durchnummeriert. Das verwirrt ersteinmal wenn man z.B. den Haupteingang an der Porta Marina nutzt.

Frustrierend bei einem Besuch ist allerdings, dass es keinen roten Faden durch die Ruinen gibt, dem man folgen kann, damit man das Wichtigste sieht. Selbst wenn man versucht den Weg mit Hilfe des Audioguide etwas zu strukturieren, endet man schnell frustriert, da man die Orientierung komplett verliert, so dass man aufgibt und sich mit den Massen durch die Stadt treiben lässt. Irgendwann gelangt man zum Forum (Markt- und Versammlungsplatz) und von dort aus kann man sich wieder mit Hilfe der Karte grob orientieren. Einige Orte findet man trotzdem nur mit viel Glück oder extrem guter Vorbereitung.

Um der Frustration entgegen zu wirken, sollte man eine Führung buchen. Das ist, am Ende, etwas teuer als die Eintrittspreise von 15€ pro Person, aber man sieht die wichtigsten Stationen in dieser Stadt und bekommt Hintergrundinformationen.

Pompeii


Kritikpunkt Nr. 3: Wasser

Auf der Karte befinden sich Einzeichnungen von Wassertropfen. Von unseren vorherigen Erkundungen italienischer Städte, wußten wir, dass dies Wasserquellen sind, an denen man sich erfrischen konnte. Tatsächlich ist das auch so und die Wasserstellen sind auch als solche ausdrücklich gekennzeichnet. Von den eingezeichneten 20 waren 4 funktionsbereit und dementsprechend gut besucht. Natürlich sind diese Wasserquellen zum Teil zur antiken Stadt gehörend und damit zu schützendes Kulturgut. Das diese nicht funktionsfähig sind um sie für die Nachwelt zu erhalten leuchtet mir völlig ein. Aber die neu errichteten, die ausdrücklich für die Besucher da sind sollten bei 34°C fast alle funktionsfähig sein. Selbstverständlich konnte man Wasser in Flaschen außerhalb der Ruine kaufen, diese werden aber zu extrem hohen Preisen angeboten. Generell ist alles um die Ruinen herum deutlich teurer als z.B. in Neapel, weil es keine Konkurrenz gibt. Eine Kugel Eis kostete beispielsweise 4€.


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Mein Fazit

Man muss sich entweder sehr gut auf einen Besuch vorbereiten oder eine geführte Tour buchen, damit man etwas von dieser Besichtigung hat. Wir waren direkt am Anfang der antiken Anlage bereits ernüchtert und zu einem gewissen Maße frustriert. Wer kein Hintergrundwissen und auch kein Interesse hat, für den zitiere ich kurz meine Begleitung: „Tja sind halt kaputte Gebäude!“ Wir haben das Beste draus gemacht, als ich bemerkte, dass mein Wissen über die Stadt zur Erkundung nicht ausreichte. Hauptsächlich haben wir uns auf das Fotografieren der Anlage beschränkt und waren beide auf der Jagd nach tollen Fotos, die wir schlussendlich auch gemacht haben.

Könnte ich die Zeit zurückdrehen würde ich eine geführte Tour machen und auf den Audioguide verzichten. Die Touren dauern je nach Interesse zwischen 1 und 7 Stunden. Aber man folgt zumindest einer gewissen Route und irrt nicht verwirrt von den Zahlen an den Gebäude sinnlos umher.

Ich hatte mehr Informationen – z.B. in Form von Anschauungstafeln – und bessere Ausschilderungen erwartet. Generell etwas lebendiger gestaltete Geschichte wäre toll gewesen.


Kommentar meiner Begleitung Nora zu dem Besuch

Noras Erwartungen

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„Pompeii ist ein Stück Geschichte und wenn man in der Nähe ist, finde ich, kann man ruhig vorbei schauen. Ich bin definitiv eher ein Geschichts- und Politik-Muffel aber die Geschichte der Ausgrabungsstätte ist eine Kombination aus Erdkunde, Geschichte und Archäologie und somit dann doch auf gewisse Weise spannend, quasi eine Abenteuerreise.
Meine Erwartungen waren also eine kleine Reise in eine andere Zeit und Lebensweise sowi ein Blick auf das, was eine Naturgewalt mit einer Stadt anstellen kann und das in einem großen Ausmaß mit viel Anschauungsmaterial.

Ich muss gestehen, ich habe mich nicht vorab darüber informiert was genau bzw. wie genau man sich alles ansehen kann und was mich wirklich erwartet, ich wusste nur das, was man an Basiswissen aus der Schule kannte. Kurz: Eine Stadt die durch einen Vulkanausbruch zerstört wurde, aber relativ gut erhalten geblieben ist durch den Ascheregen. Das Alles und dazu Gipsabdrücken der Opfer, die wie in der Zeit eingefrorene Einblicke des Grauens bieten. Natürlich mit den dazugehörigen Touristenmassen die schon im Zug ab Neapel ein ständiger Begleiter gewesen sind.“

Noras Kritikpunkte

„Was mich überrascht hatte, war die unorganisierte Realität die uns erwartet hatte, wenn man keinen Touristenführer an der Hand hatte. Wir hatten uns gegen eine begleitete Führung und für den Audioguide entschieden, damit wir flexibler entdecken und den Gruppen etwas ausweichen konnten. Die Audioguides hatten nur leider oft nicht das abgespielt was die Schilder auszeichneten. Trotz der Synchronstimme von Tom Hanks (Arne Elsholtz) mit der es einem vor kam als ob ein Dan Brown Audiobuch einen einlädt in eine andere Welt abzutauchen, war der Effekt so doch verloren. Denn wenn die Audiospur nicht zum Bild passt, macht kein Film Spaß, ist er auch noch so gut!
Es gab auch alternativ keine Tafeln die einem die fehlenden Infos geliefert hätten, und so waren die Informationen quasi verloren.

Was mir auch aufgefallen war, ist das es keine markierten Rundwege gab, denen man direkt hätte folgen können. Wie auf Wanderwegen, um am geschicktesten alles Spannende mitzubekommen. Man hätte, mit Faltkarte vor dem Gesicht geklemmt, die Rundführungsrouten der Touristenführer mit den Gruppen gehen können aber ehrlich gesagt sollte man sich dann gleich auch den Führer dazu schnappen und sich komplett darauf einlassen. Das Dora the Explorer Erlebnis in einer alten verfallenen Ruinenstadt mit spannender Hintergrundgeschichte blieb so auf jeden Fall leider aus.“

Noras Highlights

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„Was ich definitiv genossen habe waren die Fliesen- und Mosaikkunst in den Küchen und auf den Böden der Hallen und die Gartengestaltungen, die man immer wieder mal in den Häusern und in den Höfen sehen konnte. Fasziniert haben mich auch die Gipsabgüsse der menschlichen Opfer die wie 3D-Fotos die Katastrophe festgehalten haben. Wenn man geschickt neben Führungen inne gehalten hat und diese Führung die richtige Sprache hatte, hat man dann doch die kleinen Extras aufgeschnappt, wie die Markierung Richtung Freudenhaus oder wie man anhand der Zebrastreifensteinenanzahl eine Einbahnstraße erkennt.
Mein Lieblingsplatz in Pompeii bleibt aber wahrscheinlich der Friedhof. Man wandert durch eine kleine Parkanlage über staubige Sandwege, im Halbschatten, mit Pinienduft in der Nase und entdeckt alte Verzierungen der Gräber ohne sich durch große Menschenmassen zu schieben.“

Noras Fazit

„Entweder man füttert sich vorher mit allen wichtigen Informationen und geht mit diesem Wissen auf Entdeckungsreise. Oder man nimmt gleich die geführte Tour und spart sich die Enttäuschung des deutschsprachigen Audioguides. Zusätzlich sollte man sich auch von vorn herein über die Menschenmassen im Klaren sein. Wenn man alles sehen möchte muss man definitiv rein ins Getümmel. Denn A) an den spannenden Stellen staut es sich und B) nicht alles ist den ganzen Tag zugänglich, d.h. sehr früh oder sehr spät kommen heißt dann Abstriche machen.“

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Zusätzliche Tipps

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Damit dein Besuch von vornherein entspannter wird, hier noch einige weitere Tipps für die Besichtigung nach all den Kritikpunkten.

Wir sind von Neapel mit dem Zug zur Haltestelle Scavi gefahren. Die Fahrt dauerte etwa 30 min und kostet 2,80€ pro Fahrt. Der Zug war voll und man stand sehr eng. Etwa 1/3 der Passagiere stieg am Vesuv aus. Aber man muss damit rechnen, dass man den gesamten Weg im Waggon steht und die Luft stickig ist. Je zeitiger man den Zug nimmt und demnach auch in Pompeii ist, desto weniger Menschen sind im Zug und auch vor Ort. Trotzdem war die Zugfahrt ein preiswertes Erlebnis.

Direkt an der Haltestelle Scavi wird man von Ticketverkäufern abgefangen. Das hat man gemacht, weil man an den Hauptverkaufsstellen oft sehr lange anstehen muss. Wir liefen an den Verkäufern vorbei direkt zum Eingang Porta Marina. Die Schlangen vor den Verkaufsstellen waren fast leer. Wir haben 15 Minuten gebraucht bis wir unsere Tickets hatten, aber auch nur weil wir uns zuvor falsch angestellt haben. Ganz links – rote Begrenzung – steht man, falls man online bereits Karten erworben hat. Ganz rechts sollte man sich anstellen, wenn man noch keine Karten hat. An den Ausleihstellen für den Audioguide können die Schlangen länger werden. Die Tourguides sprechen einen direkt vor der Verkaufsstelle an, ob man nicht eine geführte Tour machen will. Dafür bekommen sie offiziell keine Bezahlung, aber sie erwarten nach der Führung natürlich einen Obolus.

Wichtig sind außerdem noch genügend zu trinken mitnehmen, Kopfbedeckung und Sonnenschutz. Feste Schuhe sind auch anzuraten, da die Straßen gepflastert und nicht eben sind. Um auf die antiken Bürgersteige zu kommen, braucht man gute Beinmuskeln, denn diese sind zum Teil 30cm hoch.

Pompeii
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Meine Highlights

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Auch wenn die Organisation von dem Betreiber der Anlage besser durchdacht sein kann, haben wir das Beste aus dem Besuch gemachen. Wir haben uns ohne Karte durch die Stadt treiben lassen und Fotos gemacht.

Dank meiner Begleitung war der Friedhof, gegenüber dem Amphitheater, eines meiner Highlights. Die kleine Parklandschaft mit alten Grabmalen entpuppte sich als perfekter Abschluß für unseren Besuch.

Pompeii

Für das zweite Highlight sorgte eine asiatische Besucherin, die mit ihrem roten Regenschirm direkt in mein Bild lief und ihm damit einen Farbklecks gab.

Pompeii


Ausgaben für und in Pompeii:

Eintritt :             15€ p.P.

Audioguide        :         6,50€ p.P.

Erfrischung         :        4,00€ p.P.

Zugtickets          :         5,60€ p.P.

Eine Übersicht über meine Rundreisen durch Europa findest du auf dieser Seite. Falls dir der Sinn lieber nach Städtereisen steht, dann findest du weitere Inspirationen hier.

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Ciao, Susann!

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